Chirurgische Therapie

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Bei der Behandlung bösartiger Erkrankungen stellt die chirurgische Therapie eine der drei wesentlichen Säulen der Behandlungsmöglichkeiten dar. Bei vielen Tumorerkrankungen gilt die chirurgische Therapie nach wie vor als der „Goldstandard“ mit dem Ziel der Heilung des Patienten. Die Prognose bösartiger Erkrankungen hängt daher entscheidend von der Qualität des operativen Eingriffes ab.

Bösartige Tumoren des Dick- und Enddarms

Das kolorektale Karzinom (Dickdarmkrebs, Enddarmkrebs) ist die zweithäufigste bösartige Erkrankung in Deutschland und tritt überwiegend nach dem 50. Lebensjahr auf. Ziel der chirurgischen Therapie von bösartige Tumoren des Dick- und Enddarms ist die Heilung des Patienten. Hierzu ist es normalerweise erforderlich, den betroffenen Darmabschnitt mit entsprechendem Sicherheitsabstand und allen dazugehörigen Lymphknoten und Gefäßen zu entfernen. Beim Enddarmkrebs (Rektumkarzinom) ist in vielen Fällen eine Vorbehandlung mit einer Kombination aus Chemo- und Strahlentherapie sinnvoll. Die Festlegung des therapeutischen Vorgehens wird nach Vorliegen aller erforderlichen Untersuchungsergebnisse unter Berücksichtigung der aktuellen Leitlinien der Deutschen Krebsgesellschaft durchgeführt. 

Während beim Dickdarmkrebs (Colonkarzinom) in aller Regel ein  künstlicher Darmausgang (Stoma) vermieden werden kann, ist beim Mastdarmkrebs ein vorübergehender, schützender künstlicher Darmausgang manchmal sinnvoll. Dieser kann in aller Regel nach kurzer Zeit in einer kleineren Operation wieder entfernt werden. Nur in sehr wenigen Ausnahmesituationen (z.B. bei Tumorbefall des Schließmuskels) ist ein dauerhafter künstlicher Darmausgang erforderlich. Die Operation kann heute in vielen Fällen minimal-invasiv, d. h. mit der Schlüssellochtechnik und somit schonender für den Patienten durchgeführt werden. Voraussetzung hierfür ist eine hochmoderne Ausstattung sowie ein entsprechend qualifiziertes chirurgisches Team.

Bösartige Tumoren der Leber

Hierbei wird grundsätzlich zwischen Tumoren, die sich aus dem Lebergewebe entwickelt haben (primäre Lebertumoren) und solchen, die als Absiedlungen (Lebermetastasen, sekundäre Lebertumoren) von ursprünglich anderen bösartigen Tumoren unterschiedlicher Organe (Darm, Prostata, Niere, Mamma) entstanden sind, unterschieden. Bei den primären Lebertumoren ist das Leberzell-Karzinom mit einer jährlichen Inzidenz von fast einer Million Patienten einer der häufigsten bösartigen Tumore der Welt. Bezüglich der Tumorabsiedlung stellt die Leber das häufigste Zielorgan für Karzinommetastasen dar. Vor allem Magen- und Darmtumoren streuen häufig in die Leber. Bleiben die Lebermetastasen unbehandelt, ist die Überlebenszeit deutlich eingeschränkt. Durch eine Chemotherapie kann häufig eine Verlängerung des Lebens erreicht werden, eine Heilung ist in der Regel hierdurch jedoch nicht möglich. Somit stellt die chirurgische Therapie nach wie vor die primäre Behandlung von Leberkrebs dar, da sie meist die einzige Option auf Heilung ist.

Entscheidend ist grundsätzlich die Möglichkeit der kompletten Entfernung des tumortragenden Leberanteils. Dies wird in der Regel mit Hilfe einer Bildgebung der Leber im Sinne einer Computertomographie oder Magnetresonanztomographie festgestellt. Darüber hinaus müssen aber auch die individuellen Begleiterkrankungen sowie das verbleibende gesunde Restlebergewebe nach einem operativen Eingriff berücksichtigt werden. Um der Komplexität der Patienten mit Lebertumoren gerecht zu werden, sollte jeder Fall in einem interdisziplinären Tumorboard mit hoher Expertise besprochen und für jeden Patienten eine individuelle Therapiestrategie unter Berücksichtigung aller Faktoren (Tumorart, Ausmaß des Tumorbefalls in der Leber, Begleiterkrankungen, Vorbehandlungen) erarbeitet werden.

Bösartige Tumoren der Bauchspeicheldrüse

Bauchspeicheldrüsentumoren sind nicht so selten, man rechnet mit einer Neuerkrankungsrate von mehr als zehn Betroffenen auf 100.000 Einwohner. In Deutschland erkranken daran jedes Jahr zirka 13.000 Patienten. Die einzige Behandlung mit Heilungschance besteht in einer vollständigen, chirurgischen Entfernung des Tumors, wobei die Operation technisch anspruchsvoll ist und Erfahrung bedarf. Besteht der Verdacht auf Bauchspeicheldrüsenkrebs, erfolgt zunächst die Diagnostik. Hierbei muss geklärt werden, ob es sich wirklich um einen Tumor handelt und wenn ja, an welcher Stelle der Bauchspeicheldrüse sich der Tumor befindet und wie weit die Erkrankung fortgeschritten ist. Anhand dieser Untersuchungen muss neben der Wahl des geeigneten chirurgischen Verfahrens in erster Linie die Frage der Operierbarkeit beantwortet werden. Bei einer Absiedlung von Tumorzellen in die Leber (Lebermetastasen) oder in die Bauchfellhöhle (Peritonealkarzinose) sowie der Infiltration der großen arteriellen Gefäße, ist die chirurgische Entfernung des Tumors aus tumorbiologischer Sicht nicht sinnvoll, da kein Überlebensvorteil für den Patienten erzielt werden kann. Befindet sich der Tumor im Pankreaskopf, wird bei der Operation neben dem tumortragenden rechten Teil der Bauchspeicheldrüse (Pankreaskopf) auch die Gallenblase, der untere Teil des Gallengangs, der Zwölffingerdarm und manchmal auch ein Teil des Magens (Whipple-Operation) entfernt. 

In manchen Fällen müssen die gesamte Bauchspeicheldrüse entnommen (totale Pankreatektomie) und Gefäße rekonstruiert werden, wenn hierdurch eine Tumorfreiheit zu erreichen ist. Da im Rahmen dieser Operation der Zwölffingerdarm entfernt wird, ist die Verbindung zwischen Magen und Dünndarm zunächst unterbrochen. Das gilt auch für den Abfluss der von der Leber gebildeten Galle in den Darm sowie den Abfluss des Bauchspeicheldrüsensekretes in den Darm. Damit der Patient wieder Nahrung zu sich nehmen kann und der Abfluss von Galle und Bauchspeicheldrüsensekret in den Dünndarm möglich ist, muss im zweiten Teil der Operation diese Verbindung wiederhergestellt werden. Dies erfolgt durch Anbringen einer Dünndarmschlinge am Magen oder Restmagen beziehungsweise am Gallengang. Das Restpankreas wird entweder über eine Darmschlinge in den Darm zurückgeleitet oder in den Magen eingenäht. Befindet sich der Tumor im Schwanz der Bauchspeicheldrüse, werden in der Regel nur der tumortragende Organteil und die Milz entfernt. Umfangreichere Wiederherstellungsmaßnahmen sind in diesem Fall nicht erforderlich.

Bösartige Tumoren des Magens

Das Magenkarzinom macht zirka fünf Prozent aller bösartigen Erkrankungen in Deutschland aus. Zu den umweltbedingten Risikofaktoren zählen im Wesentlichen die Infektion mit Helicobacter pylori (Stäbchenbakterium) sowie bestimmte Ernährungsweisen. Die Symptome sind häufig unspezifisch (Appetitlosigkeit, Völlegefühl, Übelkeit) und die Diagnose wird meist im Rahmen einer Magenspieglung aufgrund der Beschwerdesymptomatik diagnostiziert. Die Therapie der Wahl ist die chirurgische Therapie, welche je nach Stadium mit einer Chemotherapie, gelegentlich auch einer Strahlentherapie kombiniert werden sollte. Die operative Therapie besteht in der Regel in einer vollständigen Entfernung des Magens. Lymphknoten in der Umgebung des Magens und entlang der den Magen versorgenden Gefäße werden ebenfalls mit entfernt. Je nach Tumorlokalisation muss in Einzelfällen auch die Milz entfernt werden.

Weitere Behandlungsmöglichkeiten

Medikamentöse Therapie

Mit dem Begriff der medikamentösen Krebstherapie werden alle Möglichkeiten zusammengefasst, Krebserkrankungen mit Medikamenten zu behandeln – sei es als Infusion, als Tablette oder auch als Injektion. Dabei gibt es altbekannte, aber auch sehr neuartige Wirkungsmechanismen.

Strahlentherapie

Häufig wird die Strahlentherapie als einzige Maßnahme durchgeführt, aber es gibt auch Krebserkrankungen, die weitere Maßnahmen erfordern, z. B. einen operativen Eingriff vor oder nach der Bestrahlung oder eine Chemotherapie vor, während oder nach der Bestrahlung.